Knapp 250 Einwohner leben in Bosbüll, einem kleinen Ort nahe der dänischen Grenze. Zur wirtschaftlichen Stabilität der selbständigen Gemeinde tragen seit vielen Jahren zwei Bürger Wind- und Solarparks bei. Zwei der Windenergieanlagen fielen Ende 2021 aus der EEG-Förderung, weitere folgen in den kommenden Jahren. Für den Solarpark wird die Förderung Ende des Jahrzehntes auslaufen.

Konzept, Planung und Umsetzung des Verbundprojekts übernahm die GP Joule GmbH aus Schleswig-Holstein, ein Pionierunternehmen im Bereich der Sektorenkopplung. Die technischen Komponenten der Power2heat-Lösung und das Leitsystem zur Regelung und Visualisierung der Energiezentrale und des Fernwärmenetzes stammen von YADOS. Gefördert wurde das Projekt über das Förderprogramm Wärmenetzsysteme 4.0 des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa).

Um das Maximum an Effizienz eines thermischen Gesamtsystems auszuschöpfen, müssen integrierte Erzeuger und Verbraucher exakt aufeinander abgestimmt und möglichst nah an ihrem jeweiligen Wirkungsgrad-Optimum betrieben werden. Dafür sorgt in Bosbüll eine YADOS Hydraulikstation: Sie optimiert das Zusammenspiel von Energieerzeuger, Wärmeerzeuger, Wärmespeicher und Wärmeverteiler und minimiert thermische Verluste durch exakte Regelung der Volumenströme.
Die thermische Energie wird bedarfsgerecht mit einem Vorlauf von 70°C bis 85°C an die Verbraucher übergeben. Die hohe Temperaturspreizung, die durch einen Rücklauf von 50°C bis 55°C entsteht, ermöglicht einen besonders effizienten Betrieb der Wärmetechnik. Um eine sehr kostengünstige Wärmebereitstellung zu realisieren, wird der erneuerbar generierte Strom vornehmlich zu Zeiten der EisMan-Schaltung in thermische Energie gewandelt. Diese kann im Wärmespeicher bzw. im Wärmenetz gepuffert werden. Der Betrieb der Wärmepumpen und des Heizstabes erfolgt gänzlich ohne Strombezug aus dem öffentlichen Netz.

In den versorgten Objekten übernehmen Smart-Home-fähige YADOS Wärmeübergabestationen temperatur-, druck- und bedarfsabhängig den Wärmetransfer in die Gebäudeheizungsanlagen. Hydraulisch getrennt durch einen Plattenwärmeübertrager wird die thermische Energie in den Heizkreislauf der Verbraucher eingespeist. Die zugehörige Steuerungstechnik (DDC) erlaubt eine hohe Bandbreite an persönlichen Anpassungen - für die individuelle Versorgung wird sowohl den spezifischen Nutzervorgaben als auch der Wetterlage und Tageszeit Rechnung getragen.

In Bosbüll koordiniert, steuert, regelt und visualisiert YADO|LINK die Erzeugungs-, Verteil- und Übergabeprozesse der eingebundenen Erzeuger und Wärmeübergabestationen einschließlich DDC-Reglern. Vernetzte Sensoren, Aktoren und modulare Regelungseinheiten erfassen und verarbeiten anlagenrelevante Daten wie Temperaturen, Massenströme oder Leistungen. Bei Abweichungen auf Erzeuger- oder Verbraucherseite greift eine Regelungsfunktion und passt den Betrieb der betreffenden Komponenten an.

Die kontinuierliche Auswertung von systemeigenen Soll- und Ist-Daten ermöglicht es, die Anlagenführung reaktiv zu korrigieren und weiter zu optimieren, indem aus den gewonnenen Daten wiederkehrende Trends oder langfristige Prognosen abgeleitet werden. Erfahrungsgemäß können über die datenbasierte Überwachung und Steuerung der Anlagenfahrweise sowie exakt ausgeregelte Rücklauftemperaturen durchschnittlich 8 bis 10 %, in nutzungsintensiven Umgebungen bis zu 30 % Primärenergie eingespart werden.

In Zeiten der dringend notwendigen Dekarbonisierung bietet das Erfolgsmodell Bosbüll einen vorbildlichen Ansatz für innovative Energiekonzepte von Kommunen, Gemeinden und Betreibern: Allein über die Power2heat-Lösung spart die nordfriesische Gemeinde jährlich 180.000 l Heizöl ein. Darüber hinaus bietet das lokale Energiebezugskonzept hohe Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit von volatilen Energiepreisen.